Detaillierte Beschreibung zur Südempore¹

Die Südempore nimmt auf ca. 22,75 m Länge und 2,53 m Tiefe den mittleren Bereich des südlichen Kirchenschiffs ein. Mit dem westlich angelagerten Treppenaufgang hatte sie sogar eine Länge von 24,60 m.
Ostseitig wird die obere Etage vom sogenannten Witwenstand (auch Gräfinnenloge) überbaut. Westseitig wird sie von der vorkragenden Brüstung der Westempore überbaut.
Die gesamte Stabwerkskonstruktion besteht aus zimmermannsmäßig verbautem Nadelholz verschiedener Querschnitte.

Grundriss Erdgeschoss (korr. Auszug aus einer Architektenzeichnung zum Nutzungskonzept, Lehrmann&Partner GBR, 2006)

Die Fronten der unteren Etage ruhen auf vier Eckpfosten und sechs T-Stützen mit verzierten Knaggen bzw. Kopfwinkeln, die auf einem verputzten Ziegelsteinsockel ruhen. Die T-Stützen wurden offenbar 1900 erneuert. Die Eckpfosten blieben erhalten und wurden um die Kopfwinkel ergänzt und die oberen Ecken der Kehlung ausgesetzt. An den Eckpfosten finden sich Reste einer Rotfassung direkt auf dem Holz sowie teilweise eine dünne Grundierung mit gelblichbrauner Oberfläche und roten Farbresten. Die T-Stützen tragen nur die Fassung von 1900.
Wandseitig werden die einzelnen Ebenen sowohl von Steinkonsolen als auch von weiteren Holzpfosten getragen.
Mittig sitzen vier relativ starke Ständer aus Eichenholz, die von unten bis oben durchlaufen und auf der obersten Ebene in Höhe der mittig aufsitzenden Brüstung abgesägt wurden. Hier saß ursprünglich noch eine weitere Emporenetage auf, die sogenannte rohe Empore, die 1901 abgebrochen wurde.
Die verputzten Ziegelsteinpostamente der Stützen des Unterbaus stammen von 1900, als man die Empore statisch ertüchtigte und den Kirchenfußboden erneuerte. Sofern man die Stützen nicht austauschte, wurden sie zuvor von unten eingekürzt. Die wandseitigen Ständer waren mit Putz hinterfüllt. Der Raum unter der Empore ist nur ca. 1,64 m hoch. Dennoch erkennt man auf einem historischen Foto (1930er Jahre), dass die Bankreihen auch bis unter die Empore reichten.

Frontal gliedert sich die Empore in die offen einsehbare untere Stützenreihe sowie in zwei Brüstungsebenen mit dazwischen liegender offener Säulenreihe. Jede Säule steht vor einem Pilasterbrett ( 8mal ca. 22 cm breit) bzw. vor einer mit Brettern verblendeten Stütze (5mal).

Die Brüstungen haben als oberen und unteren Abschluss jeweils ein dem Schwellenbalken vorgeblendetes Profilgesims unterschiedlicher Gestaltung. Die Bildfelder/Füllungsfelder der unteren Brüstung werden jeweils durch eine Pilasterfläche mit davor gesetzter Säule unterteilt. Die Pilaster bestehen meist aus einem tragenden Pfosten, in dessen Seiten die Füllungen eingenutet sind. Pfosten, die zu schmal waren, wurden zusätzlich verschalt.
Es fällt auf, dass die Pilaster der unteren Brüstung und der offenen Säulenreihe an elfter Position von links besonders breit sind, weil sich dahinter zwei Stützen verbergen. Dies dürfte mit einer früheren baulichen Veränderung in Zusammenhang stehen, denn am nächsten linken Pilaster besteht deutlich eine „Baunaht“. Die sich anschließenden Bildfelder sind im Gegensatz zu den elf ersten Feldern nicht direkt auf das Holz gemalt, sondern auf Leinwand. Da sie kleiner sind als die Füllungen, wurden sie zusätzlich gerahmt und seitlich mit Füllhölzern versehen. Die Baunaht ist auch dadurch erkennbar, dass die Bretter der vier rechts davon liegenden Füllungen horizontal gelagert sind, die der davor liegenden vertikal. Auch die auf den Gesimsen sitzenden Konsolen und Triglyphenplatten zeigen eine gering andere Form rechts der Baunaht. Die Dielung der ersten Etage hat in diesem Bereich einen kleinen Absatz und auch an der Decke der ersten Etage markiert sich dieser Bereich durch quer über der ansonsten längs verlaufenden Verschalung sitzende Bretter.

Am letzten marmorierten Feld werden am unteren Rand Abrissspuren eines Zahnschnitts deutlich, die auf eine Zweitverwendung der Bretter schließen lassen. Gleiches gilt auch für die Füllung der Westfront, bei der ein Brett mit Gratleiste verbaut wurde.
Auf der Rückseite der Brüstung erkennt man zudem, dass die ehemals hier angebrachten Fußstützen nur hinter den elf ersten Feldern bestanden.

Die jeweiligen Böden der Emporenetagen wurden von unten glatt verschalt. Hier wurden verschieden lange Bretter außerordentlicher Breite (teilweise fast 80 cm breit) auf Stoß angenagelt. An der Baunaht wurden zusätzlich schmale Bretter quer darüber genagelt. Diese Verschalungen hatte man 1900 abgebaut, um das Tragwerk der Empore zu ertüchtigen. Für die Verschalung wurden die Bretter wieder verwendet und ergänzt. Die Oberflächen tragen unterschiedliche Hobelspuren. Die 16 Emporenfelder der oberen Brüstung werden durch die Überbauungen (Loge und Orgelempore) zusammen gedrängt und wurden spätestens im Zuge der Umbaumaßnahmen von 1900/1901 neu montiert.
Es ist denkbar, dass sich auch hier zwischen den einzelnen Feldern jeweils Säulen befanden – ähnlich den an der Gräfinnenloge sichtbaren. Gestalterisch wäre dies logischer, wenn die Reihung jeweils der der unteren Felder und Öffnungen (zwischen den Säulen) entsprechen würde. Vermutlich wollte man auf keines der Bilder verzichten, als man 1900 die Westempore erweiterte.

Foto Christine Machate, © evangelische Kirchengemeinde Arnstadt

Belegt wird eine Verschiebung der Gemälde durch die Aufdeckung der Emporenbemalung unter Bildfeld 13 „David und Goliath“. Hier besteht unter dem Bild ein schmaler Streifen mit einer roten Marmorierung, auch die Balken darüber und darunter tragen eine rote Fassung. Die restliche Fläche ist nur weiß grundiert, wird aber nochmals von einem schmalen Streifen mit schwarzbraunen Flecken unterteilt. Es bleibt also unklar, wie die Brüstungsflächen gegliedert waren. Es ist nicht erkennbar, ob vor der Marmorierung noch eine Säule saß. Zudem besteht auch hier eine Verschiebung des Feldes gegenüber der vertikalen Gliederung der darunter liegenden Emporenbereiche. Es dürften außer den Marmorierungen keine bildlichen Bemalungen darunter zu erwarten sein.

Die seitlichen Rahmenleisten der Bilder sind innen und außen profiliert (Viertelstab). Die horizontalen Leisten erhielten nur innen ein Profil. Die unteren Leisten sind unterschiedlich breit beschnitten in Anpassung an die Höhe der Brüstung. Vereinzelt entdeckt man an ihnen unter der Fassung von 1900 rote und schwarze Farbreste auf einer dünnen Grundierung mit gelblichbräunlicher Oberfläche, was darauf schließen lässt, dass die Rahmen selbst nicht erst 1900 entstanden.
Demnach erfolgte die verschobene Anordnung der Bilder möglicherweise schon im 18. Jahrhundert als man die Orgelempore erweiterte und dadurch die Südempore verkleinert wurde.
Es ist auf jeden Fall offensichtlich, dass die Bilder während der Umbaumaßnahmen 1900 ausgebaut waren. Die sich an die Gräfinnenloge anschließenden Gemälde haben z.T. Rahmenleisten mit einem Karniesprofil, das wohl auf jeden Fall 1900 erneuert wurde.
Die Rahmen wurden offenbar zuerst zusammengebaut (Eckverbindungen: innen Gehrung, außen überplattet). Dann nagelte man mit dünnen Drahtnägeln von der Rückseite die Leinwände dagegen. Die herausstehenden Nägel wurden umgeschlagen. Löcher in den Bildleinwänden wurden von Hofdekorationsmaler Carl Leisenberg teilweise rückseitig mit Flicken versehen aber nicht retuschiert Die so gerahmten Bilder wurden dann in schmalen Abständen mit dicken Drahtnägeln an die Emporenbrüstung genagelt. Die Nagelköpfe wurden dabei nur teilweise versenkt und mit einem Ölkitt grob überkittet. Auch Holzfehler, alte Beschädigungen an den Gesimsen und die Spalten zum oberen Profil wurden ebenso grob gekittet. Die Kittungen wurden nicht überarbeitet. Danach erfolgte die komplette Neufassung der Empore wie in den o.g. Auszügen aus den Rechnungsbüchern beschrieben mit Ölwachsfarben in einem grünlichen und einem gelblichen Grau. Die Innenprofile sind ultramarinblau abgesetzt. Häufig gelangte das Blau auch auf die Bildränder der Gemälde.

Die östliche Stirnseite der Empore ist genauso aufgebaut wie die Nordfront. Die alttestamentarische Darstellung „Der Prophet Jona“ erstreckt sich auf die gesamte Breite/Tiefe der Empore. Von den einrahmenden Säulen ist die linke verloren. Dort, wo sich an der Nordfront die offene Säulenreihe präsentiert, wurde hier eine Blende mit einer zweiteilig gerahmten Tellerscheibenverglasung vorgesetzt, die von links durch die Treppe zum Witwenstuhl (Gräfinnenloge) überschnitten wird. Darüber, sich an die obere Brüstung anschließend, ragt der Witwenstuhl in den Raum und füllt somit die Lücke zum Fürstenstand.

An der westlichen Stirnseite der Südempore befindet sich der Treppenaufgang zur ersten Ebene. Die obere Etage der Südempore ist nur über die Orgelempore zu erreichen.
Das untere Brüstungsfeld wird nur links von einem Pilaster mit Säule flankiert, während die Öffnung darüber von zwei Säulen umgeben ist. Die oberen Säulen wurden in Anpassung an die Deckenhöhe durch Zwischenstücke in den Schäften verlängert. Die vormalige Treppe, die erst 1900/1901 entstand, war in der Längsachse der Südempore orientiert. Die neu eingebaute Treppe wurde wegen der neu in die Südwand als Durchgang zum Kreuzgang eingebrachten Türöffnung nun vertikal zur Längsachse der Südempore angebracht. Sie wurde stilistisch dem Bestand angepasst. Die Westfront reicht nur bis zur Decke der unteren Emporenetage bzw. der Westempore.
Da der Deckenabschnitt, der sich nach Westen an die Empore längsseits anschließt, glatt und längs verbrettert ist – im Gegensatz zu den übrigen Teilen der Decke unter der Orgelempore – läßt sich hier eine ursprüngliche Verlängerung der Empore um zwei Abschnitte weiter westwärts denken, weil die Orgelempore früher wesentlich kleiner war. An einem Deckenbrett westlich der Baunaht befindet sich eine Gravur mit der Jahreszahl 1682. Es handelt sich wohl weniger um eine explizite Datierung sondern wohl um eine typische Signatur eines „Vandalen“. Bestätigt sei damit, dass dieser Teil der Empore 1682 schon bestand.

Grundriss Obergeschoss (korrigierter Auszug aus einer Architektenzeichnung zum Nutzungskonzept, Lehrmann&Partner GBR, 2006 )

Das oberste Geschoss der Südempore wird längs nochmals durch eine Brüstung unterteilt. Der Fußboden hinter dieser Brüstung ist um zwei Stufen höher und diese erhöhte Ebene ragt entsprechend der Überschneidung mit der Orgelempore in die untere Ebene der Orgeltribüne hinein. Die Brüstung schmiegt sich von hinten an die von unten durchlaufenden Eichenholzständer, die über dem Gesims der Brüstung abgeschnitten sind. Hier muss man sich nach oben die weitere Emporenetage (sog. rohe Empore) vorstellen, die 1901 abgebrochen wurde.
Die aufgesetzte Brüstung scheint in ihrer jetzigen Form erst 1900 so gebaut worden zu sein. Nur der oben abschließende Profilbalken ist älter. Unter der Fassung von 1900 trägt er noch eine Rotfassung direkt auf dem Holz. Die Füllungen bestehen aus gerahmten Spundbrettern. Rückseitig stehen in unregelmäßigen Abständen kurze Balkenstützen. Vor der Brüstung stehen einfache Sitzbänke. Im östlichen Bereich befindet sich in der Brüstung eine Öffnung mit zwei Stufen davor. Sie ermöglicht den Zugang zu einer Außentür in den oberen Kreuzgang.
Während die Stützen und die Frontseiten der Schwellbalken der oberen Brüstung unter der Fassung von 1900 noch eine Rotfassung direkt auf dem Holz tragen, finden sich an den Vorgeblendeten Profilgesimsen noch andere Fassungsschichten.

Die sichtbare Fassung der Empore stammt noch von der großen Renovierung 1900/1901. Sie soll sich am vorhandenen Bestand orientiert haben. Nach den Rechnungsbelegen wurde zuerst eine Grundierung aufgetragen und dann zweimal mit einer Wachsölfarbe gestrichen. Die Untersuchungen bestätigen eine durchgängige dünne weiße Grundierung. Ein grünliches und ein gelblich-bräunliches Grau dominieren die Farbgebung. Profilierungen wurden mit einer ultramarinblauen Lasur abgesetzt. Die Pilasterfelder erhielten einen blauen Spiegel mit einem oberen Bogenabschluss und die Flächen im unteren Fries der Brüstung sind mit blauen Feldern versehen. Auch die Fasen der unteren Stützen wurden blau abgesetzt. Die unteren Säulenschäfte sind rötlich marmoriert. Mit einer rötlichen Lasur werden auch teilweise die Profilierungen der Säulen betont. Die Böden und Deckenflächen blieben entweder holzsichtig oder wurden weiß getüncht. Die Seitenflächen der Pilaster sind schwarz, ebenso die zusätzlichen Rahmen und Füllungen an zwei der drei Leinwandbilder in der unteren Brüstungsreihe. Die Rahmung des dritten Leinwandbildes wurde nur dunkelbraun gebeizt. Da das Bild als einziges auf eine Pappe kaschiert ist, stammt diese Farbgebung wohl von einer Restaurierungsmaßnahme.
Die Fassungsuntersuchungen ergaben, dass auf vielen Teilen der Emporenarchitektur eine direkt auf dem Holz liegende Rotfassung nachgewiesen werden kann. Es scheint sich um eine rote Erde zu handeln. Häufig finden sich neben dem Rot auch schwarze Farbreste. Die Befunde reichen aber nicht aus, um eine schwarz-rote Marmorierung zu bestätigen. Am unter der Profilblende versteckten Schwellbalken der oberen Brüstung ist deutlich ein breiter schwarzer Begleitstrich zu erkennen. Dieser passt gut zu der Gestaltung der darüber liegenden Konservierung und Emporenfelder mit einer schwarz konturierten roten Marmorierung. Wie bereits oben erwähnt, konnte unter dem Bildfeld 13 ein Teil der unteren Brüstungsbemalung freigelegt werden. Die eigenartige Gliederung der Brüstung in weiße Felder unterbrochen von braun getupften Streifen und in ein im Abstand davon sitzendes rot marmoriertes Feld macht es schwer, die ursprüngliche Gestaltung der Brüstung gedanklich zu rekonstruieren. Da nur an einer Stelle ein rechteckiges Nagelloch erkennbar ist, scheinen die weißen Felder ursprünglich nicht mit Leinwandbildern besetzt gewesen zu sein.
Während an den scheinbar ältesten Bauteilen eine Rotfassung direkt auf dem Holz liegt, ergibt sich an den später davor geblendeten Profilgesimsen ein völlig anderes Bild. Hier findet sich zuunterst eine gelblichbräunliche Grundierung, die sich kaum vom Holzton unterscheidet. Bei Freilegungsversuchen im Fries des untersten Profilgesimses kann man deutlich erkennen, dass darauf eine dunkelrote Schrift mit dunkelroter Umrandung gemalt ist. Später wurde die Schrift mit einem smalteblauen Spiegel überdeckt, der rundum gelblichweiß beschnitten ist und ebenfalls eine Beschriftung trägt. Die Schichten sind aber so dünn und so schwer anlösbar, dass es nicht möglich ist eine dieser Beschriftungen lesbar freizulegen.
Bei der Neufassung 1900 hat die Schrift offenbar auch wenig interessiert, so dass man das Feld einfach monochrom ultramarinblau übermalte.
Auch die ultramarinblauen Pilasterfelder und die Spiegel im oberen Fries tragen nachweislich darunter ebenfalls eine smalteblaue Fläche.
Andere Details der Profilierung tragen über der dünnen bräunlichen Grundierschicht ein helles streifiges Gelb. So z.B. am untersten Gesims das Viertelstabprofil über dem Fries, welches auch über die Kapitelle der Konsolen läuft. Auch an den Kapitellen über den Triglyphen des einen oberen Gesimses ist dieses Gelb zu finden.
Auch die Säulen waren in die gelblichbräunliche Farbgebung eingebunden. Mit nur geringfügigen Abstufungen finden sich hier unter der Überfassung von 1900 gelbliche, gelbe, bräunliche und orangerote Farbtöne. Die Pilasterflächen hinter der Säule blieben ausgespart, demzufolge hat man sie in situ gefasst und nicht erst nachträglich eingestellt.

Zusammenfassend könnte man aus all den Einzelinformationen folgende Hypothese zur Entstehungsgeschichte aufstellen:
Der älteste Emporenteil vom Ende des 16. Jahrhunderts war vermutlich eine Fachwerkkonstruktion mit braunrot gestrichenen Balken und schwarzen Absetzungen und roten Marmorierungen.
Die untere Ebene war mit alttestamentarischen Bildern bemalt und die obere Ebene hatte weiße Felder mit rot marmorierten Zwischenfeldern.
Im Rahmen der Erweiterung der Emporen im 17. Jahrhundert wurden die einfachen Schwellbalken mit reich gegliederten Gesimsen überblendet. Es erfolgte eine gleichmäßige Unterteilung der Emporenfront mit Pilastern und Säulen. Dazu wurden die Stützen zum Teil mit Brettern umbaut und zusätzlich Bretter als Pilaster eingesetzt. Die Schiffskehlen an den Eckbalken wurden an den frontalen Ecken ausgespänt bzw. verkürzt. In Anpassung an die bisher rote Fassung der konstruktiven Teile wurden die ergänzten Teile ebenfalls zum Teil in Rot und Schwarz gefasst bzw. in hellen gelblichen, bräunlichen und rötlichen Nuancen. Wobei die Absetzungen mit dem sehr hellen Gelb möglicherweise mit Auripigment vorgenommen wurden und anstelle von Gold eingesetzt wurden. In den Friesen befanden sich Schriftfelder mit roter Schrift in roter Umrandung. In dieser Zeit dürften die Leinwandbilder entstanden sein, die dann mit ihren Rahmen aufgesetzt wurden. Diese Empore reichte wahrscheinlich weiter nach Westen als heute. Ihre Länge entsprach vermutlich dem Verlauf der Deckenverschalung unter der Orgelempore bis zur heute noch bestehenden Trennwand von 1901.
Mit der Erweiterung der Orgelempore 1725 hat man diesen Bereich dann abgebrochen und die Gemälde an andere Emporen versetzt.
Im Zusammenhang mit der Neufassung des Orgelgehäuses, welches vermutlich in Blautönen bemalt wurde hat man dann wohl auch an der Südempore blaue Differenzierungen vorgenommen. So wurden die weißen Schriftfelder mit der roten Schrift mit Smalteblau überstrichen und auch die Pilaster mit einem blauen Spiegel versehen. Darauf kam dann eine schwarze Beschriftung.
Die Fassung von 1900 hat dann die gelblichen und rötlichen Flächen mit zwei Grautönen überstrichen und lediglich die blauen Absetzungen der Friese und Pilaster übernommen und mit diesem Blau noch weitere Differenzierungen vorgenommen.

 

Querschnittskizze mit vormaliger Anordnung der Treppe mit Nummerierung der Bildfelder der Südempore (korrigierter Auszug aus einer Zeichnung von Herrn Wittich 1987)

An der Südempore befinden sich insgesamt 31 Gemälde mit Darstellungen aus dem Alten Testament. Davon sind 19 Gemälde auf Leinwand verschiedener Qualität gemalt. 16 der Leinwandbilder befinden sich an der oberen nach Norden zeigenden Brüstungsfront. Drei Leinwandbilder ergänzen die direkt auf das Holz gemalten 11 Bildszenen an der unteren nach Norden zeigenden Brüstungsfront. Ein sich anschließendes Feld wurde nur mit einer Marmorierung gefüllt.
Ein relativ breites Gemälde, gemalt auf Holz, befindet sich an der nach Osten zeigenden Front der unteren Emporenetage unterhalb des Gräfinnenstuhls. Entgegen den Formulierungen der Kunstguterfassung handelt es sich bei allen Bildern um eine Leimfarbenmalerei. Das Bindemittel wurde zwar nicht untersucht, jedoch lassen die Schadensbilder mit ziemlicher Sicherheit eine Leimfarbe, allenfalls eine sehr magere Tempera vermuten. Die Malerei ist jedenfalls sehr matt und wasserlöslich.
Obwohl anhand der sehr unterschiedlichen künstlerischen Qualität die Hand mehrerer Maler (zehn oder mehr?) zu erkennen ist, sind sie sich stilistisch doch recht ähnlich.
Auch die Farbpaletten sind sich sehr ähnlich und es fällt auf, dass bei allen Gemälden die leuchtend blaue Farbe (Smalte) und auch ein gelblichweißer Farbton offenbar zu schwach gebunden angerührt wurden. Diese Farbbereiche sind zumeist bereits fast vollständig abgefallen bzw. reduziert. Auch die extremen Hintergrundausbleichungen (gelbliches Grün?) treten bei mehreren Bildern sowohl auf Holz als auch auf Leinwand auf.
Eine zeitliche Differenz in der Entstehung ist also nicht deutlich erkennbar, da die beauftragten Künstler bzw. Werkstätten wohl innerhalb eines größeren Zeitraumes in dieser Region keine wesentlichen Entwicklungen durchgemacht haben.

 

Beschreibung des Malereibestandes der oberen Brüstung (Bildfelder 1 bis 16)

Die Malereien sind hier auf Leinwand unterschiedlicher Qualitäten gemalt. Die Leinwände spannen sich über die teilweise recht grob bearbeiteten und bereichsweise auch mit leichtem Fugenversatz montierten Brüstungsbretter. Die Spannränder werden durch die Rahmenprofile verdeckt.
Meistens trägt jedes Bild noch eine etwa 1 cm breite, schwarze Umrandung innerhalb der Rahmung.
Die Qualität des Malgrundes ist sehr unterschiedlich. Es lassen sich bis zu sechs verschiedene Gewebe unterscheiden:
1. feine, relativ dicht gewebte Leinwand (Fadenzahl 20 x 22 je cm 2 )
2. sehr feine, sehr locker gewebte Leinwand (Fadenzahl 21 x 23 je cm 2 )
3. mittelgrobe Köperleinwand (Fadenzahl 15 x 19 je cm 2 )
4. mittelgrobe Leinwand (Fadenzahl 13 x 17 je cm 2 )
5. sehr grobe fest gewebte Leinwand (Fadenzahl 10 x 15 je cm 2 )
6. sehr grobe locker gewebte Leinwand (Fadenzahl 9 x 11 je cm 2 )

Sowohl bei den grob strukturierten Leinwänden, als auch bei manchen Köpergeweben bestanden teils grobe Webfehler, teils größere Schäden, die negiert und übermalt wurden.
Die künstlerische Qualität ist ähnlich verschieden wie die Webstruktur. Einige Bilder verraten eine künstlerisch versierte Hand mit wohlproportionierten Figuren und fein ausgeführten Details. Die Malerei ist dabei meist flächen- und porenfüllend aufgetragen und relativ glatt.
Bei den Köpergeweben und einigen gröberen Leinwänden sind die Darstellungen wesentlich dilettantischer. Die Körperformen erscheinen etwas ungelenk und unproportioniert, die Landschaft wird meist mit einfachen Pinselstrichen angelegt. Vor allem auf der mittelstark gewebten Leinwand findet sich auch eine qualitativ zwischen den beiden Extremen liegende Malereigestaltung. Die Hintergrundarchitektur ist detailliert, wenn auch nicht hochkünstlerisch angelegt. Die Figuren wirken zwar auch leicht ungelenk, haben recht kleine Köpfe und bewegt wallende Gewänder.
Manchmal scheinen die Hintergrundlandschaften zwar von gleicher Hand angelegt, die Figuren im Vordergrund unterscheiden sich aber deutlich in ihrer künstlerischen Handschrift, was wohl auf eine Arbeitsteilung innerhalb der Werkstatt schließen lässt.
Soweit erkennbar wurde nirgendwo grundiert, selbst eine Vorleimung der Leinwand scheint nicht sicher.
Die Farbgebung ist sehr ähnlich. Es wurde aus dem gleichen Farbkanon geschöpft, was für mehrere Ausführende einer Werkstatt spricht. Nur der Einsatz der Farbe erfolgte unterschiedlich – mal dünn und deckend, mal sehr offenporig, mal teilweise Leinwand ganz frei lassend, mal mit pastosen Lichtern. Die meisten Farben wurden relativ gut gebunden. Es könnte sich um relativ magere Temperafarben oder um Leimfarben handeln.
Problematisch sind aber die Smalte und manche gelblichweiße Partien. Beide Farbtöne sind zu schwach gebunden, was an manchen Bildern inzwischen starke Verluste verursacht hat. Diese Bereiche pudern stark und sind nicht wischfest. Wo das gelbliche Weiß pastos eingesetzt wurde, ist es abgefallen. Ein Firnis wurde nicht aufgetragen.

 

Beschreibung des Malereibestandes der unteren Brüstung (Bildfelder 17 bis 31)

Die Bilder 17 bis 28 wurden direkt auf die hölzernen Brüstungsflächen gemalt. Auf einer dünnen weißen Grundierung liegt eine deckende matte Leimfarbenmalerei. Die Grundierung nivelliert keine Holzfehler und Äste.
Die vertikal verbauten Brüstungsbretter sind zumeist so verleimt, dass sich eine leichte „Waschbrett“-Oberfläche abzeichnet. Anhand der sich entlang der Brettfugen häufenden Anobienschlupflöcher kann man davon ausgehen, dass hier Splintholz vorliegt. Bis zu sechs Bretter je Feld wurden verbaut.
Bei manchen Bildern markieren sich deutlich die Brettfugen. Einzelne breitere Ausspänungen und Kittungen scheinen original zu sein.
Die Brettfüllungen sind scheinbar umlaufend in die Balkenkonstruktion eingenutet. Da sich bei drei Bildern zum Rand hin ein größerer Spalt gebildet hat, wurde dort nachträglich jeweils eine Viertelstableiste zur Abdeckung des Spalts von vorn eingenagelt. Teilweise gibt es auch rückwärtige Deckleisten.
Auf der Rückseite der Brüstungen erkennt man, dass hier 15 bis 25 cm hoch schräge Fußstützen montiert waren. Wasserränder auf der Vorderseite markieren sich zumeist in dieser Höhe.
Bis zur Mitte des Bildes 21 wurden die Brüstungsrückseiten weiß getüncht. Es ist nicht erkennbar, ob einzelne oder alle Felder schon einmal ausgebaut und evtl. vertauscht zurückgebaut wurden. Es scheint eher so, dass hier in diesem Bereich keine Veränderungen vorgenommen wurden. Diverse Löcher und Schäden an den Brüstungsrückseiten rühren eher von diversen Einbauten her und von der Anbringung verschiedener Haken und Nägel. So lässt sich nicht erklären, weshalb in der Reihung der Propheten ein Bild aus dem Buch der Richter erscheint.
Künstlerisch sind hier bei den Holztafelbildern deutlich drei Handschriften zu erkennen.
Die ersten fünf Bilder der Nordfront sind einem Maler zuzuordnen. Er steht auf einer ähnlichen qualitativen Stufe wie beispielsweise der Maler von Bild 1 „Adam und Eva“ in der oberen Brüstungsreihe. Die Pinselführung ist aber etwas schwungvoller und weniger fein. Charakteristisch für den Maler der fünf Bilder ist auch der bläulich dunstige Landschaftshintergrund. Vordergrunddetails der Landschaft sind weniger filigran gearbeitet.
Die Bilder 23 und 24 sind einer weiteren Hand zuzuschreiben. Die Figuren sind hier wesentlich ungelenkiger und sehr raumgreifend. Konturen und Gewandschattierungen sind sehr hart und kontrastreich. Die Farbigkeit ist reiner und massiver kontrastierend, die bläulichen Hintergrundlandschaften weniger versiert ausgeführt.
Eine dritte künstlerische Handschrift wird bei den vier Bildern 25 bis 28 erkennbar. Die Figuren sind hier sehr langbeinig mit sehr kleinen Köpfen. Der Maler hatte eine Vorliebe für dunkle Rottöne, die er für Gewandschatten und die Architektur bzw. Landschaft einsetzte. Teilweise tragen die Gesichter dunkelrote Lippen, was bei den anderen Künstlern nicht vorkommt. Auffällig sind hier auch die stark kontrastierenden Details in der Hintergrundlandschaft, die durch das Ausbleichen des vmtl. grünlichen Farbgrundes manchmal etwas verloren im Bild hängen. Der Künstler verwendete hier wohl einen besonders lichtempfindlichen Farbstoff.
Eine Ansatzfuge lässt erkennen, dass der sich anschließende Teil der Emporenbrüstung nachträglich hier angebaut wurde. Es wurden dazu offensichtlich teilweise ältere Bauteile wieder verwendet. Wann Anbauten und Umbauten und in welchem Umfang erfolgten ist nicht ablesbar und geht auch aus den Akten nicht eindeutig hervor.
Die Füllungen der letzten vier Brüstungsfelder sind im Gegensatz zu den vorherigen Feldern mit horizontal gelagerten Brettern geschlossen.
Die folgenden drei Bilder 29 bis 31 sind auf Leinwand gemalt und ähnlich wie bei den oberen Brüstungsfeldern werden die Bildränder von einer profilierten Rahmung abgedeckt. Allerdings tragen die Leisten hier nur nach innen eine Profilierung. Die äußere Profilierung der Seitenleisten wurde beschnitten bzw. überdeckt von seitlich füllenden Brettern, die den Abstand zwischen Pilastern und Bildrahmung ausgleichen, denn die Bilder sind deutlich weniger breit als die Brüstungsfelder.
Die Rahmungs- und Füllungsbretter sind bei zwei Bildern schwarz gestrichen und bei dem dritten Bild dunkelbraun gebeizt.
Ansonsten sind sie ähnlich zu beschreiben wie die Bilder der oberen Brüstung. Bild 29 ist auf eine mittelgrobe Leinwand, die Bilder 30 und 31 auf die eher grobe dichte Leinwand gemalt. Alle drei Bilder sind mit einer umlaufenden schmalen schwarzen Kontur versehen.
Das letzte Feld trägt kein Bild. Es wurde lediglich wolkig graubraun marmoriert und schwarz umrandet.
Das Brüstungsfeld der westlichen Stirnseite wurde nur monochrom gefasst.

 

Zustandsbeschreibung der Architekturteile vor der Restaurierung

Auf den ersten Blick wirkte die Konstruktion der Empore weitgehend intakt, zumal im Rahmen der Schwammsanierung bereits einige Bauteile erneuert wurden. Dies betrifft vorrangig wandseitige Balken auf den beiden Emporenetagen und Teile der Dielung. Der größte Teil der Dielung in der ersten Etage wurde erneuert. Die Verschalung der Decke der ersten Etage war teilweise und ein großer Teil des für die Sanierung des Schwammbefalls geöffneten Fußbodens auf der oberen Empore waren noch offen, sind aber mittlerweile vollständig wiederhergestellt.
Die wandseitigen Stützen unter der Empore waren zur Wand hin mit Putz hinterfüllt. Dadurch waren sie direkt der Wandfeuchte ausgesetzt. Einige dieser Stützen waren so durch Braunfäule und Anobienbefall geschwächt und mussten ausgetauscht oder teilweise neu angestückt werden. Mittlerweile wurde die Putzhinterfüllung entfernt, so dass die Belüftung der hölzernen Beauteile wieder gewährleistet ist.
Die verputzten Ziegelsteinfundamente der Stützen scheinen im Wesentlichen trocken zu liegen. An manchen war die Verputzung teilweise abgefallen. Auch hier konnte man Fäulnisschäden am Holz und teilweise ein ungenügendes Auflager der Stützen erkennen.
Die Bestuhlung der ersten Etage war bereits komplett ausgebaut einschließlich sämtlicher an der Rückseite befindlicher Fußstützen o.Ä. Die nun freistehenden Stützen ließen teilweise sehr grobe Aussparungen und sonstige Bearbeitungen erkennen, die von früheren Einbauten und Umbauten herrühren. In Resten bestanden auch noch dunkelgrüne Filzbespannungen und Montagenägel. Diese wurden entfernt und die Stützen überarbeitet.
Die Buchauflage der Brüstung der ersten Etage war an einer Stelle stark beschädigt, wurde aber bereits repariert. In der oberen Etage fehlte das Gestühl hinter der mittig aufgesetzten Brüstung und in der vorderen Reihe fehlte die östlichste Sitzbank (hinter dem Durchgang). Beides wurde bisher nicht ersetzt.
Durch Gebrauch und infolge Unachtsamkeit bei vorangegangenen Baumaßnahmen bestanden viele größere und kleinere Bestoßungen, Absplitterungen und Abbrüche vor allem an Kanten, Ecken und vorstehenden Profilen, die mittlerweile ausgebessert wurden. Teilweise wurden einige Profilierungen des untersten Profilgesimses erneuert bzw. ausgespänt. An vielen Stellen befanden sich funktionslose korrodierte Nägel oder Haken oder ausgesplitterte Löcher derselben.
Böden, Auflageflächen der Brüstungen, Sitzflächen und die Innenseiten der Brüstungen waren schmutzverkrustet und zeigten deutliche Gebrauchsspuren. Die gefassten Sichtflächen der Emporenarchitektur waren verstaubt und verschmutzt. Die Farbigkeit von 1900 wird von einem grauen Schleier überzogen. Darunter sitzt eine fest inkrustierte Schmutzschicht. Partiell bestehen schwarze Schmutzschlieren und Farbspritzer. Auflageflächen sind zumeist schwarz verkrustet.
Infolge direkten Wasserablaufs (z.B. im Bereich der Baunaht) wurde die Fassung an einzelnen Stellen regelrecht abgespült. Auf den Gesimsen musste sich zeitweise das Wasser gestaut haben. Dadurch bestehenen bereichsweise stark geschädigte Zonen mit abblätternder Fassung.
Ansonsten bestehen Fassungsverluste hauptsächlich durch Bestoßungen und Abschürfungen und im Umfeld von Trägerverlusten und der frischen Aussetzungen an den Profilen.

 

Zustandsbeschreibung Leinwandmalereien

Direkter Wasserangriff durch ein defektes Dach und hohe Luftfeuchtigkeit haben im Laufe der Zeit zu weitreichenden Schäden geführt.
Die Leinwände waren sehr mürbe und fragil. Vor allem die sehr feinen Gewebe waren brüchig und zerfielen bereichsweise schon fast beim Berühren.
Herablaufendes Wasser verursachte Wasserflecken mit mehr oder minder dunklen Rändern. Durch Nägel und Haken, die von der Rückseite der Brüstung eingebracht wurden, entstanden vorderseitig Beulen oder gar Löcher in der Leinwand.
Andere Risse und Löcher entstanden durch unsachgemäßen Umgang mit Gerüsten und Leitern oder durch mutwillige Zerstörung.
Die meisten Leinwände waren noch recht gut gespannt. Aufgrund der zahlreichen Löcher und Risse mussten sie zur Bearbeitung ausgebaut werden, damit man die Leinwände von der Rückseite her sichern konnte.
Auch konnte nur so die Rückfront mit ihren herausstehenden Nägeln und Holzsplittern oder vorstehenden Brettkanten geglättet werden. Teilweise bestanden breite klaffende Fugen oder offene Astlöcher in den Brettrückwänden, durch welche der Schmutz ungehindert hinter die Leinwände dringen konnte.
Einige Leinwände waren besonders stark beschädigt. Die Leinwandränder waren z.T. herausgerissen und an großen Triangelrissen hingen die Rissränder umgeklappt herunter. Eines der am stärksten geschädigten Bilder (Bild 13) wurde ausgebaut, auf einer Platte montiert und bis zu seiner Restaurierung im Depot eingelagert.
Es sind vier Alterskategorien an Leinwandlöchern und -rissen zu verzeichnen:
1. Schäden, die bereits beim Malen der Bilder bestanden und negiert oder leicht geflickt bemalt wurden.
2. Schäden, die 1900 durch Carl Leisenberg rückseitig mit Flicken hinterklebt aber nicht retuschiert wurden.
3. Schäden, die in der Zeit danach (1920er Jahre oder 1950er Jahre?) durch Fixieren mit Leim auf der Rückwand gesichert
und grob überpinselt wurden.
4. danach entstandene Löcher, Risse, Beulen.
Etliche Bilder wurden bereichsweise von einer gelblichen Tränkung mit brauner Randzone verdunkelt. Es könnte sich dabei um ein für die Bearbeitung des Holzes verwendetes Öl oder Holzschutzmittel handeln, welches unbeabsichtigt von den Leinwandrändern her aufgenommen wurde.
Der Zustand der Malerei ist abhängig von der Schwere der Wasserschäden und der Maltechnik. Je dünner die Malerei desto stärker die Tendenz des Abpuderns. Je stärker die Wassereinwirkung desto größer der Verlust durch Auswaschung. Manche Wasserflecken markierten sich kaum, andere waren dunkelbraun gerändert. Es bestanden bei manchen Bildern nur regenschauerartige Wasserspritzer oder Wasserflecken, bei anderen markierten sich Laufspuren oder vollständig durchtränkte Bereiche.
Manche gelblichweißen Lichter oder Gewänder, die sehr pastos aufgetragen wurden, neigten in starkem Maße zum Abblättern und waren teilweise schon ganz abgefallen. Die smalteblauen Gewänder waren fast vollständig verloren. Hier bestand wohl von vornherein eine zu geringe Sättigung des Bindemittels.
Durch Unachtsamkeiten und Vandalismus entstanden aber auch häufig oberflächliche Abschürfungen und Kratzer.
Es waren nur wenige Retuschen bzw. Übermalungen zu erkennen.
Oberflächlich waren die Bilder verstaubt. Auch in die poröse Oberfläche der Malerei hatte sich Schmutz eingelagert.  Besonders die sehr offenporigen Partien waren durch in den Leinwandporen sitzende Verschmutzungen fleckig verdunkelt. Bereichsweise bestanden leichte Ausbleichungen einzelner Farbpartien. Dies betraf hauptsächliche grünliche Töne in der Hintergrundmalerei.
Die Schäden sind im Einzelnen im Bestandskatalog der Bilder erfasst.

Die Bilder 5, 6, 8, 10 bis 13 und 15 wurden bereits restauriert. Dabei wurden die vorhandenen Schädigungen soweit möglich beseitigt und die Bilder konserviert. Dazu erfolgte die Entfernung von Nägeln, Schrauben sowie rückseitig von Haken, das Ergänzen/Ausspänen von Fugen und Rissen sowie die Kittung von Löchern und Beschädigungen der hölzernen Rückwände. Die zugehörigen Rahmenleisten wurden neu angefertigt und entsprechend der vormaligen Fassung farblich neu gestaltet. Die Leinwände wurden auf den Oberflächen gereinigt. Es erfolgte eine Abnahme von Flecken, alten
Kittungen und Retuschen. Risse wurden gesichert und ggf.  Leinwandintarsien eingesetzt, bevor Doublierung der Leinwandbilder auf vorbehandelter Leinwand erfolgte. Außerdem erfolgten Retuschen mit Acrylfarben einschließlich evtl. notwendiger Kittungen/Grundierungen der Malschicht.

 

Zustandsbeschreibung Holztafelmaleien

Alle Bilder waren durch mangelnde Pflege infolge diverser Baumaßnahmen verstaubt und trugen graue fest anhaftende Beläge.
Die hauptsächliche Schädigung ergab sich aber auch hier aus dem Wassereintrag durch ein längerfristig undichtes Kirchendach.
Dadurch entstanden mal regenschauerartig kleine Flecken, mal braun geränderte Ablaufspuren mit Auswaschungen, mal einzelne grau oder dunkelbraun geränderte wolkige Flecken. Bereichsweise entstanden großflächige Fleckenteppiche mit Auswaschungen und abblätternder Malschicht.
Bei einigen Bildern reichten die Wasserränder auffälligerweise bis in 25 cm Höhe über dem unteren Bildrand. An den Tüncheresten auf den Brüstungsrückseiten konnte man erkennen, dass bis in diese Höhe rückseitig vmtl. Fußstützen angebracht waren, auf denen sich dann ablaufendes Regenwasser gestaut haben könnte.
Zahlreiche Kratzer, Abschürfungen, Einkerbungen und Aussplitterungen entstanden durch den sorglosen Umgang mit Leitern, Gerüsten o.Ä. oder durch Vandalismus. An manchen Bildern waren Farbspritzer und anderweitige Schmutzspritzer erkennbar. Durch diverse Montagen und Umbauten an der Empore aber auch durch die Anbringung von Nägeln oder Haken zum Aufhängen von Taschen und Hüten hinter der Brüstung wurden zahlreiche Nägel eingeschlagen, deren vorderseitig herausragende Spitzen einfach umgeschlagen wurden. Im Umfeld dieser Nagelungen entstanden dadurch etliche Schäden.
Infolge der Holztrocknung gab es einzelne klaffende Fugen. Manche wurden bereits in der Vergangenheit ausgespänt und gekittet oder am Rand durch Deckleisten verschlossen.
Bemerkenswert ist die Ausspänung an Bild 21. Hier verwendete man Teile von Zigarrenschachteldeckeln und umwickelte sie mit Zeitungspapier, welches sich auf Juni 1928 datieren lässt.
Entgegen vorheriger Annahmen bestanden an den genannten Ausspänungen, Kittungen und diversen Beschädigungen auch Retuschen, die sich aber zumeist sehr gut integrierten. Ein Teil der Ausspänungen erfolgte offenbar schon vor der Bemalung der Bildfelder.
Zwar waren an den meisten Brettern (vor allem im Fugenbereich) Anobienschlupflöcher in mehr oder minder großer Zahl vorhanden und Holzmehlauswürfe kündeten zumindest von der Aktivität der Blauen Fellkäfer oder anderer Parasiten der Anobien, glücklicherweise hielten sich aber die Fraßschäden in Grenzen. Nur vereinzelt war das Holz so geschwächt, dass Ausbrüche entstanden und eine Holzhärtung notwendig war.
Einzelne Schlupflöcher schienen aber frisch zu sein, so dass man letztendlich doch von einem aktiven Anobienbefall ausgehen musste.

Die Bilder der unteren Empore wurden alle restauriert und gesichert. Auch hier erfolgte die Entfernung von Nägeln, Schrauben sowie rückseitig von Haken, das Ergänzen/Ausspänen von Fugen und Rissen sowie die Kittung von Löchern und Beschädigungen des hölzernen Untergrunds. Die zugehörigen Rahmenleisten wurden soweit erforderlich neu angefertigt und entsprechend der vormaligen Fassung farblich neu gestaltet.  Bei den Bildern erfolgte eine trockene und/oder vorsichtige nebelfeuchte Oberflächenreinigung, die Entfernung von Flecken, alten Kittungen und Retuschen, eine Malschichtfestigung und erforderlichenfalls eine Holzhärtung. Außerdem erfolgten Retuschen mit Acrylfarben einschließlich evtl. notwendiger Kittungen/Grundierungen der Malschicht. Die Behandlung der Leinwandbilder erfolgte in gleicher Art und Weise wie bereits im vorstehenden Kapitel zu den Bildern der oberen Empore beschrieben.

Eine detaillierte Zustandsbeschreibung der einzelnen Malereien beider Emporen ist dem durch die mit der restauratorischen Aufnahme beauftragten Dipl.-Restauratorin Christine Machate erstellten Gemäldekatalog  zu entnehmen.

 

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1 Diplomrestauratorin Christine Machate: Brüstungsmalereien und Architekturteile der Emporen, 2012; weitgehend übernommener Wortlaut

 


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