Presse: Geldspende der Zeit-Stiftung für Kreuzgang der Oberkirche

Thüringer Allgemeine am 06.05.2015

 

Arnstadt (Ilm-Kreis). Ehemaliges Franziskaner-Kloster soll zum Reformationsjubiläum 2017 in weiten Teilen konserviert und restauriert sein.

Holger Reinhardt, Landeskonservator (links), und Michael Heß, Leitender Architekt, im Hof des Kreuzgangs der Oberkirche. Foto: Hans-Peter Stadermann
Holger Reinhardt, Landeskonservator (links), und Michael Heß, Leitender Architekt, im Hof des Kreuzgangs der Oberkirche. Foto: Hans-Peter Stadermann

 

Die symbolische Übergabe von 10 000 Euro von der in Hamburg ansässigen „Zeit-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius“ an den Verein Oberkirche musste gestern zumindest als offizieller Akt ausfallen.

 

Denn Andreas Hoffmann, Programmleiter Kunst und Kultur der Zeit-Stiftung, konnte wegen des Bahnstreiks nicht nach Arnstadt kommen. Nichtsdestotrotz ist die hohe Summe Geldes bereits beim Oberkirchen-Verein eingetroffen und kann für die Sanierung des Kreuzgangs verwendet werden.

 

Der Fortgang der aufwendigen Bauarbeiten an dem herausragenden historischen Gemäuer und die Bedeutung der Oberkirche samt Kreuzgang wurden dennoch erläutert.

 

Es war bereits 1715, als an dem ansonsten solide errichteten Bau der Oberkirche ein gravierender Fehler gemacht wurde. Das Spitzdach wurde in ein Tonnendach umgewandelt. Dabei wurde viel zu viel Last des Daches von der Hauptmauer auf die vorgelagerte Wand des Kreuzganges verlagert. Dem Druck war die Wand nicht gewachsen.

 

Kreuzgangwand und auch die Hauptmauer der Kirche verschoben sich mit der Zeit gefährlich in den oberen Teilen nach außen. „Wir haben eine Ausladung der Kreuzgangmauer von 40 Zentimetern festgestellt, die Konstruktion war extrem einsturzgefährdet“, sagt Michael Heß, Leitender Architekt.

 

Im Jahr 2000 erfolgte eine Notsicherung der Kreuzgangwand, sieben Jahre später begann die umfangreiche Sanierung der Oberkirche, die bis zum Jahr 2017, zum Lutherjubiläum, in weiten Teilen abgeschlossen werden soll.

 

Metalldorne halten die Mauern untereinander

 

Noch immer ist die Wand des Kreuzganges mit starken Stützen gesichert, aber sie ist mittlerweile standfest. Gewindestangen verbinden sie mit einer im Kreuzgang gestellten massiven, acht Meter hohen Stahlträgerkonstruktion. Die wiederum ist mit Metalldornen, die unter die Hauptmauer der Kirche gehen, verbunden. „Eine ganz sichere Sache“, so ArchitektHeß.

 

Jetzt ist deutlich, was sich über die Jahrhunderte verändert hat. Der freigelegte Boden des Kreuzgangs liegt fast anderthalb Meter unter der Hoffläche. Dort wurde Schutt, wahrscheinlich nach dem großen Stadtbrand, abgelagert, der Kreuzgang zugeschüttet. Langfristig soll auch die Schuttdecke des Hofes zumindest teilweise abgetragen werden, um „wieder das ursprüngliche Raumgefühl erlebbar zu machen“. Der Kreuzgang wird dann in Teilen begehbar sein.

 

Wie Oliver Bötefür, der Baubeauftragte des Gemeindekirchenrates, erklärte, ist die Geldzuwendung von der Zeit-Stiftung aber nicht nur eine große finanzielle Hilfe, sondern sie verdeutlicht auch die deutschlandweite Wertschätzung für die Oberkirche.

 

Seit 2007 wurden bereits drei Millionen Euro in die Sanierung und Konservierung von Kirche und Kunstgut gesteckt. Die Städtebauförderung und die Denkmalpflege waren dabei die größten Geldgeber. Nicht unerwähnt sollen aber auch die Zuwendungen von Bund, Land, Kirche, der StadtArnstadt und privaten Spendern bleiben, heißt es.

 

1,5 Millionen Euro fehlen noch für Sanierung

 

Dennoch fehlen weiterhin 1,5 Millionen Euro, um die Sanierung wie geplant bis zum Jahr 2017 weitgehend zu beenden.
„Doch die Bestandsgefährdung der Oberkirche ist vom Tisch, das ist das große Verdienst aller, die sich um die Rettung des ehemaligen Franziskaner-Klosters bemüht haben“, sagte gestern Landeskonservator Holger Reinhardt. Die protestantisch geprägte Innenausstattung mit wertvollen Epitaphen und einer der ältesten Kirchenbibliotheken im Freistaat ist ein seltener Schatz weit über Thüringens Grenzen hinaus. Den gelte es zu unbedingt zu erhalten, so Reinhardt.

 

Frank Buhlemann / 06.05.15 / TA